Grenzgängerin Nr. 2 –
›MAD AS HELL! – Über die gespaltenen Staaten von Amerika‹
Herbst/ Winter 2020
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Aus der Einleitung der Redaktion zum Schwerpunkt:
Wer durch diese zweite GRENZGÄNGERIN blättert, wird an etlichen Stellen auf schärfste Kritik am bisherigen Präsidenten der USA stoßen. Auch auf der Suche nach Gründen, warum Trump hoffentlich nicht wiedergewählt wird, wird man hier fündig werden, denn derer gibt es zuhauf. Trotzdem ist dies keine Ausgabe über Trump. Im Gegenteil. Sie ist ein Versuch, die Gesamtheit des Diskussions- und Kritikwürdigen in Ökonomie, Kultur und Politik der USA nicht hinter Trump verschwinden zu lassen. Als Trump Präsident wurde, richtete sich auf der ganzen Welt schnell der Blick auf Angela Merkel als neues Gesicht und neue Statthalterin des ›Westens‹, seines Wertekanons und globalen Führungsanspruchs. Weniger beachtet wurde unter all den Fanfarenstößen für die Kanzlerin, die unter dem Eindruck der Corona-Pandemie noch zahlreicher und auch lauter wurden, dass es immerhin eine gravierende Ähnlichkeit zwischen Merkel und Donald Trump gibt. Beide dienen zugleich als Projektionsflächen, wie auch als Symbole für das Ganze. Als Projektionsflächen binden sie die Erwartungen von Wähler:innen, sind Bezugspunkt von Stimmungen und politischen Erregungspegeln – für und gegen Trump wie Merkel, jedenfalls mit ihnen als Anlass, wenn nicht sogar als Grund zeigen sich die Leute ›mad as hell!‹. Als Symbol fürs Ganze werden sie in Anspruch genommen für alles, was man hier am Wertewandel, an der veränderten ethnischen und herkunftsbezogenen Zusammensetzung der Bevölkerungen, an den Umbrüchen in der Welt und vor der eigenen Haustür ablehnt oder begrüßt, was man befördern oder stoppen, umkehren oder beschleunigen will.
Es ist deswegen unser Anliegen und Ziel, nicht in erster Linie in einem tagesaktuellen Sinne über die Präsidentschafts- und Kongresswahlen zu sprechen. Ohne die Wahlen selbst zu vernachlässigen, gehen wir sowohl dahinter zurück, zu den Strukturen und Mechanismen, die unter der Oberfläche politischer Schaukämpfe wirken, als auch über den Horizont der Wahl hinaus. Statt alles Schlimme nur in der Ferne bei Donald Trump zu verorten, der es einem dabei reichlich einfach macht, fragen wir: Ist hier auch von uns die Rede? Wie sehr betrifft, was wir im Phänomen Trump, seinen Voraussetzungen und Folgen erkennen, auch uns in Deutschland und Europa? Was sagen Phänomene wie Trump über die Gesellschaften, in denen wir leben? Wenn jetzt selbst viele Atheist:innen politische Stoßgebete sprechen, auf dass »der Spuk bald hoffentlich vorbei« sei, wird sich unbewusst eine Realität zurückgewünscht, die Donald Trump erst hat hervorbringen können.
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Alban Werner ist Politikwissenschaftler aus Aachen und Mitherausgeber von Grenzgängerin.